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THERAPIEFORMEN - Was Hinterbliebene brauchen und was helfen kann

Der Tod durch Suizid lässt die Hinterbliebenen zurück, die von nun an in zwei Zeitrechnungen denken. Die Zeit „davor“ und die Zeit „danach“. Sie sind vielem ausgesetzt, was andere Todesformen nicht hervorrufen oder nur unterschwellig. Diese Belastung braucht Zeit und Raum um verarbeitet werden zu können.

Plötzlich ist man Gefühlen und Gedanken ausgesetzt, die einem vielleicht davor völlig fremd waren.

Fragen nach dem „Warum“ werden laut, das Gefühl, selbst versagt zu haben und Schuld zu tragen kommt auf. Auch kann das eigene Selbstwertgefühl darunter leiden.

„War ich es nicht wert, dass mein Partner, mein Elternteil, mein Bruder oder meine Schwester, dass sie nicht um meinetwillen weiterkämpften? War meine Liebe nicht gut genug? Was habe ich übersehen? Wann hätte ich anders handeln sollen? Warum wurde ich verlassen?“ So oder so ähnlich empfindet und denkt man, wenn man plötzlich „Hinterblieben nach Suizid“ wird. Zudem kann sich die Scham dazugesellen und man möchte nicht darüber reden, versucht es vielleicht sogar zu leugnen. Dies kann jedoch auch darin seinen Ursprung haben, den Verstorbenen selbst zu schützen und sein Andenken wahren zu wollen. Noch immer geht man davon aus, dass die breite Öffentlichkeit denkt, Suizid sei ein sehr egoistisches Handeln. Das Leid dahinter ist für die meisten nicht sichtbar.

Wut ist ebenso Bestandteil der Trauer wie Schmerz und Tränen. Bei Hinterbliebenen nach Suizid kann Wut jedoch verstärkter auftreten, muss es aber nicht. Generell ist eines offensichtlich: zu den „üblichen“ Gefühlen der Trauer ist das eigene Selbst zusätzlich dünnhäutiger und empfindlicher, da das eigene Leben komplett aus den Fugen geraten ist.

Was hilft?

So individuell die eigene Trauer eines jeden Einzelnen ist, so individuell ist auch das, was einem helfen kann. Sich die Gedanken und Gefühle von der Seele schreiben, das innere Chaos mit Farbe auf einer Leinwand sichtbar machen, sich mit anderen Betroffenen austauschen, sich zurückziehen oder in Arbeit stürzen. Professionelle Hilfe zu holen ist immer ein guter Weg, um an die Verarbeitung des entstandenen Traumas zu gehen. Unter „Hilfe für Hinterbliebene“ sind verschiedene Möglichkeiten aufgelistet um Kontakt mit Selbsthilfegruppen aufnehmen zu können. Bei „Anlaufstellen“ findet man Kliniken und Ambulanzen. Mit Hilfe des Hausarztes kann nach Psychologen und Psychotherapeuten im näheren Umfeld gesucht werden. 

Menschen, die mit Hinterbliebenen nach Suizid in Kontakt sind oder kommen, sind oft sehr unsicher. Wie darf ich meinem Gegenüber begegnen? Was darf ich sagen? Manchmal genügt es schon, ganz offen zu äußern, dass einem die Worte fehlen. Eine Umarmung, zur Seite stehen, zuhören. Man kann es vielleicht nicht nachvollziehen, was in den Betroffenen vorgeht, durch Zuhören wird aber manches verständlicher. Betroffene brauchen Zeit, um die große Veränderung, die so plötzlich über sie hereinbrach, den Schmerz und den Verlust in ihrem Dasein zu verarbeiten, zu akzeptieren und einen Weg zu finden, damit leben zu können. Was Hinterbliebene brauchen, ist Zeit und Geduld. Und die Akzeptanz ihrer Veränderung, die Akzeptanz ihrer veränderten Bedürfnisse. Die Betroffenen spüren am ehesten, was sie selbst zum gegebenen Zeitpunkt brauchen. Die Phasen zwischen dem Bedürfnis nach Ruhe oder dem Wunsch nach einer helfenden Hand können sich sehr schnell und häufig abwechseln. Daher ist es hilfreich, wenn Menschen aus dem Umfeld immer wieder anfragen oder vorbeikommen, es jedoch nicht persönlich nehmen, wenn der oder die Trauernde gelegentlich dankend ablehnt. Beim nächsten Anfragen ist es vielleicht schon wieder ganz anders.

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