google-site-verification=-UgRHQ8wj0fm7xzZB-RVR0oR456EBS1jG8-927xuFjk WENN DER KOPF NICHT ABSCHALTET – ODER GEDANKEN AUF DER ÜBERHOLSPUR
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WENN DER KOPF NICHT ABSCHALTET – ODER GEDANKEN AUF DER ÜBERHOLSPUR


Kennt Ihr das? Die Gedanken springen von einem Thema zum anderen, der erste Gedanke noch nicht einmal ganz fertig gedacht. Mir selbst ist das nichts Neues, denn seit dem Tod meines Sohnes muss ich mich viel mehr anstrengen, um konzentriert bei einer Sache bleiben zu können. Komischerweise gelingt mir das bei der Arbeit recht gut, alle Nebengeräusche kann ich dort ausblenden. Es mag an der Routine liegen, dass es dort funktioniert. Für alles brauche ich eigentlich inzwischen einen geregelten Ablauf. Es gibt mir Sicherheit. Erdet mich. Und wehe, ich beginne eine Sache zuerst, die ich normalerweise später erst erledige… schon ist´s vorbei mit der Konzentration und ich muss mich wieder total fokussieren, um nicht ganz aus dem Tritt zu kommen.

Vielleicht liegt es daran, dass dann zuhause die Gedanken zuerst im Viereck springen. Was wollte ich alles noch machen? Was hat Priorität? Die Abläufe sind nicht tagtäglich dieselben. Die Aufgaben auch nicht. Außer meinen eigenen Gedanken lenkt mich zuhause eigentlich wenig ab, denn meist ist es ruhig im Haus oder nur eine einzige Geräuschkulisse im Hintergrund. Ich frage mich, wie habe ich das früher gemeistert? Als die Kinder noch zuhause und sie klein waren? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mehr. Es ging. Ganz einfach. Nur kann ich mich nicht daran erinnern, wie. Sonst könnte ich eventuell auf dieses Wissen zurückgreifen. Und so springen sie also, die Gedanken. Von einem To-Do zum nächsten, querbeet und wieder zurück. Ich sträube mich dagegen, für die Dinge im Alltag und die Arbeit im Verein (außer es sind feste Termine, Telefonate, Meetings o.ä.) auch noch einen Terminkalender zur Hilfe zu nehmen (ich gebe zu, dafür liegen ein Haufen Notizzettel überall, die ich manchmal erst nach längerer Suche wieder finde). Viele Sachen erledige ich deshalb gleichzeitig, parallel zueinander, beginne etwas, dann das nächste und wieder das nächste. Immer so, wie meine Konzentration gerade bei einem dabeibleiben kann. Und welchen nächsten Gedanken mein Hirn produziert. Starte ich nämlich nicht mit diesem dann sofort in der Umsetzung, ist er irgendwo untergetaucht und ich grübele ewig lange, bis er mir wieder einfällt. Meist ist das wie „Ah, stimmt, das wollte ich ja noch machen“ oder „genau, da war ja diese Idee, an der sollte ich mal arbeiten“. Es gibt keinen Ausschaltknopf, weshalb ich oftmals schon total müde im Bett liege, jedoch stundenlang nicht einschlafen kann, weil mir immer wieder ein neuer Gedanke oder eine Idee kommt.

So wird gerade in Gedanken alles bereits für die Messe zusammengestellt, und jedes Mal, wenn ich an etwas vorbeilaufe, was mitsoll, wird es dazugestellt zu den Sachen. Das zieht sich nun über zwei Wochen und erst am Mittwochabend, bevor alles in den Kofferraum gepackt wird, schau ich da nochmal drüber ob auch alles dabei ist. Parallel dazu die Tagesordnung für das letzte Meeting unserer Anlaufstellen vor der Mitgliederversammlung erstellt, die Kassenabrechnung kontrolliert und überlegt, welche Punkte dann jeweils in die Berichte mit rein müssen, die wir dann in der MV brauchen. Denn die findet zwei Wochen nach der Messe statt, so dass ich alles, was jetzt schon erledigt werden kann, auch tun möchte. Umso weniger Druck verspüre ich dann nach unserem Auftritt bei der LEBEN UND TOD in Freiburg.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich gerne sehen würde, wie es in meinem Kopf so abläuft. So bildlich gesehen. Wahrscheinlich überall kleinere Explosionen, oder wie eine Datenautobahn die mit Höchstgeschwindigkeit befahren wird. Mit unzähligen waghalsigen Überholmanövern, wenn plötzlich einer der vielen neuen Gedanken aus der Seitenstraße quergeschossen kommt. Wäre alles, was in meinem Kopf ist, außen sichtbar, ich glaube es wäre erschreckend. Oder auch interessant. Ich weiß es nicht. Vielleicht fällt es mit gerade in dieser Zeit wieder so sehr auf, weil ich merke, wie sehr ich mich im Moment vom Fühlen ablenken muss. Einer dieser Tage steht an, den ich am liebsten ignorieren möchte. Auf der einen Seite freue ich mich, dass meine Tochter und Schwiegersohn in spe vorbeikommen werden, weil es immer schön ist, die beiden um mich zu haben. Auf der anderen Seite fehlt da jemand. Und es wird immer so sein. Die Lücke ist an solchen Tagen extrem spürbar und das schönste Geburtstagsgeschenk wäre eine Umarmung von all meinen Kindern. Aber einer fehlt. Immer. Und es tut weh. Je mehr ich mich ablenke, desto weniger hoffe ich es zu spüren. Vielleicht ist es deshalb gar nicht verkehrt, dass ich mich am Tag gleich nach meinem Geburtstag nach Freiburg aufmache. Und auch mein Mann mit dabei ist, der mich während der Autofahrt vom Grübeln ablenken kann. So lässt sich möglicherweise dieser Tag eher wahrnehmen als das, für was ich ihn gerne sehen würde: ein Tag wie jeder andere. Nur, dass eben unter der Woche mein Herz erwärmt wird, wenn meine Tochter da ist.

Auf was ich mich auch freuen kann? Einige von uns bald bei der Mitgliederversammlung und zuerst noch in ein paar Tagen in Freiburg zu sehen, wenn wir gemeinsam an unserem Messestand präsent sein werden. Neugierig bin ich auch. Auf das, was uns begegnet. Auf die Gespräche mit den Besuchern die hoffentlich interessiert an unserem Stand stehen bleiben werden. Und auch darauf, wie unser neuestes „Baby“ für unsere Auftritte in der Öffentlichkeit ankommt, an dem wir einige Wochen lang gebastelt und gefeilt haben. Es wurde gestern pünktlich geliefert, so dass es mit zur Messe mitgenommen werden kann. Ich bin gespannt… und suche nun einmal nebenbei so lange meine innere Balance.



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