WAS BECHER MIT MENTALER GESUNDHEIT ZU TUN HABEN - ODER ICH FÜLLE MEIN GLAS MIT POSITIVEN DINGEN
- Iris
- 19. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Text von Iris
Der SV Sandhausen veranstaltete vor kurzem einige Aktionstage zum Thema mentale Gesundheit rund um den Spieltag gegen den 1. FC Saarbrücken. Wer all diese Aktionen und Veranstaltungen verfolgte, konnte nur den Hut ziehen vor diesem Engagement, welches aus den Reihen der Fans entstanden war. Mich selbst, uns alle, hat es wirklich berührt. Ein Zeichen setzen auch im Sport und um den Sport drumherum, sichtbar machen, aufklären. Der SV Sandhausen hat genau das umgesetzt. Mir standen Tränen in den Augen, als ich während der Halbzeitpause und des stattfindenden Interviews mit Ben Ellermann und einem Mitarbeiter der Robert-Enke-Stiftung das Banner sah, welches die Fans vom 1.FC Saarbrücken als Zeichen der Solidarität dabeihatten: „DEPRESSIONEN – EINE UNSICHTBARE KRANKHEIT - WIR SEHEN SIE!“
Ja, an diesem Tag und den folgenden wurde es sichtbar gemacht, dass die Depression nicht „nur eine Laune“, sondern eine Erkrankung ist. Dass dadurch auch Betroffene all ihren Mut verlieren können und ihr Leben durch Suizid beenden. Es wurde aber auch Mut gemacht. Dass die Betroffenen nicht allein sind, dass es Hilfe gibt.
Als die Fans in der Halbzeit vom Stadionsprecher dazu aufgerufen wurden, ihre Becher in die dafür bereitgestellten Container zu werfen und somit ihr Pfand zu spenden, war es ein Gänsehautmoment für mich, als vor über 6.000 Zuschauern TREES of MEMORY e.V. genannt wurde, so dass die Fans auch wussten, wem ihre Spende zugutekommen sollte.
Irgendwie schien es auch passend, dass diese Spende an uns über, mit und durch Becher gesammelt wurde.
Wie häufig nehmen wir das Glas als Beispiel, um zu erklären, wie der Blick auf eine Situation, der Zustand eines psychisch stark belastetet Menschen oder der letzte Punkt vor einem Suizid ist? Hier war der Becher das Glas. Wir sehen den Becher halb voll, wenn wir uns gut fühlen, positiv nach vorne schauen. Wir sehen den Becher mit derselben Menge an Inhalt als halb leer, wenn wir am Straucheln sind, uns so manches niederdrückt und hoffnungslos erscheint. Wenn der Becher bereits voll ist, mit all dem inneren Chaos, dem Leidensdruck, der Schwere und verlorenem Lebenswillen, dann reicht ein einziger Tropfen aus und der Becher läuft über. Eine einzige, weitere Situation, ein einziger weiterer negativer Gedanke kann dann ausreichen und der Suizid passiert.
Nun wurden ganz, ganz viele leere Becher gesammelt. Und diese tun Gutes. Sie zeigen uns nicht nur, dass wir sie mit vielen positiven Dingen füllen können, mit wertvollen Begegnungen, Lachen und guten Momenten. Bei dieser Becherspende wurden insgesamt 1.132, - € an unseren Verein gespendet. Bereits kurz nach dem Spiel teilte mir der Fanbeauftragte vom SV Sandhausen Timm Merten mit, dass 956,-€ zusammengekommen seien. Diese Summe wurde uns vier Tage später nach der Podiumsdiskussion überreicht. Im Nachgang wurden weitere Becher um das Stadiongelände eingesammelt und das Pfandgeld nun ebenfalls an uns ausgezahlt.
Unser Dank gilt allen Verantwortlichen, allen Fans und allen Akteuren dieser Aktionstage zur mentalen Gesundheit. Es war berührend und herzerwärmend, wie Ben Ellermann (Rugby-Nationalspieler und Movember-Ambassador) der auf uns wegen der Spende zukam, und Robert Michels (Partner bei Dentons), der die Podiumsdiskussion einige Tage später leitete, und ich, als Vertreterin unseres Vereins, dort empfangen wurden. Wie sich von Timm und Nadine um uns gekümmert wurde, so dass wir auch nach dem Spiel ganz tolle Momente erleben durften. Ich bin dankbar für all diese Begegnungen, die keine einmaligen bleiben werden.
Und ich bin dankbar, dass ich in Vertretung all unserer Mitglieder des Vereins die Podiumsdiskussion verfolgen durfte sowie im Anschluss die Spende für TREES of MEMORY e.V. überreicht bekam.
Einen Rückblick der ganzen Aktionstage könnt Ihr unter folgendem Link nachlesen: HIER
Dort findet Ihr ebenfalls den YouTube-Link zur Podiumsdiskussion mit anschließender Spendenübergabe.
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