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Frohe Ostern – obwohl einer fehlt?

Text von unserem Mitglied Sonja



Ostern! Die einen lieben es wegen der vier freien Tage, für die anderen ist es das Fest der Hoffnung schlechthin. Für mich ist es vor allem ein Fest der Sinne: Endlich leuchten die Bäume wieder in gelb, weiß, rosa und lullen mich ein in ihre betörenden Duftwolken. Die Dörfer putzen sich raus als wären sie auf Brautschau und protzen mit allem was sie haben: Brunnen, Blumen, Kirchen. Alles verspricht einen Neubeginn, Aufbruch. Verheißung

Jedes Jahr lasse ich mich anstecken von dieser traditionellen, Emsigkeit. Der Duft des Lämmchens zieht durchs Haus, die hart gekochten Eier nehmen langsam Farbe an. Ich mach mich schwungvoll ans Fensterputzen und denke weiter über die Bedeutung von Ostern nach.

Was ist es, was Ostern so besonders macht? Tradition? Fest verwurzelter Glaube? Die Verheißung an eine Auferstehung, die es nie oder doch gegeben hat? Das bedeutet Hoffnung, dass am Ende alles gut wird. Wirklich?

Meine Hand wird plötzlich bleischwer. Die Sinnlosigkeit des eigenen Tuns überwältigt mich. Ich kann mich noch so „normal“ geben. Es ist ja nichts mehr normal, seit mein Bruder sich entschieden hat zu gehen. Worauf also hoffen? Worauf noch Vertrauen? Soll ich auf eine Begegnung nach dem Tod hoffen? Vielleicht, aber welche Hoffnung gibt es für mich im Hier und Jetzt?

Die Beine geben nach, ich muss mich setzen. Erinnerungen werden wach. Als Kinder foppte mich mein Bruder beim Ostereiersuchen. Hinter jedem Strauch, unter jedem Blatt zog er ein Ei hervor. Es hat gedauert, bis ich ihm draufkam, dass er mir immer ein und dasselbe Ei zeigte. Später dann war es der Beginn der Motorradsaison für ihn. An schönen Tagen polierte er seine Maschine wie ich die harten Eier. Die erste Ausfahrt an Ostern. Einmal habe ich ihm wunderschön gefärbte, aber noch rohe Eier für seine Tour mitgegeben. Wie mir das passieren konnte, weiß ich heute noch nicht, aber es gehörte ab dann zur Familien Tradition mich damit aufzuziehen: „weißt du noch…?“

Tja worauf dann hoffen? Wie ich mich so allmählich wieder aufrapple, weiß ich es: ich hoffe auf einen festeren Boden unter meinen Füßen und ich glaube an meine eigene Auferstehung wann immer ich ins Straucheln komme, an Freunde, die mich (aus) halten. Ja und vor allem irgendwie auch an einen, der jederzeit über mich wacht.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes, hoffnungsvolles Ostern mit allen Ihren Lieben und vor allem für und mit dem der fehlt!



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