NÖTIGE PAUSEN- ODER WAS DIE AKKUS WIEDER AUFLÄDT
Die letzten paar Tage und auch die kommenden lähmen richtiggehend durch die Hitze, die hier gerade herrscht. Eigentlich steht einiges an auf meiner To-Do-Liste. Das eine oder andere konnte ich auch schon erledigen. Momentan merke ich aber, dass ich mich gelegentlich wieder gelähmt fühle. Pause brauche. Wenn ich dem nachgebe, laufe ich dann in Gefahr, danach erst recht überfordert zu sein, weil die Liste der zu erledigenden Dinge dadurch ja nicht kürzer, sondern eventuell sogar noch länger wird? Kann sein, aber ohne nötige Pause funktioniert halt gar nichts mehr. Also versuche ich herunterzufahren, damit mein Hirn nachts nicht mehr all das durchkaut, was noch alles auf der Liste steht und mir dadurch den Schlaf raubt. Ich DARF Pausen einlegen. Ich DARF mein eigenes Tempo wieder finden. Ich DARF auch einmal Nein sagen. Um zu entschleunigen versuche ich, den einen oder anderen Termin ein wenig nach hinten zu schieben. Setze mir selbst ein paar Puffer, in denen ich selbst dann entscheide, ob es für mich gerade passend ist. Zum Beispiel das Bild fertig zu malen und den Text zu verfassen, welche beide für den Gedenk- und Mut-mach-Gottesdienst am 12. September benötigt werden. Koordinieren, wann was wirklich dringend ist und wann was auch ein bisschen warten kann. Das ist Lernfeld und Minenfeld zugleich für mich. Ich muss nicht immer "funktionieren". Ich kann es auch gar nicht mehr. Was früher selbstverständlich war, ist seit dem Tod meines Sohnes nicht mehr möglich. Und trotzdem denke ich manchmal, es sollte anders sein... zu lernen, Dinge, Gegebenheiten und das Leben anzunehmen, wie es jetzt ist: es ist eine Herausforderung. Zwischendurch merke ich, dass es Kraft raubend ist, und das nicht nur ein bisschen. Die Akkus brauchen Futter. Die Abendstunden in der Wärme draußen verbringen, ob an einem See, im Wald oder auf der eigenen Terrasse. Kleinigkeiten, die einzufordern für viele selbstverständlich sind, und sie dadurch Kraft tanken. Für mich selbst oft etwas, das schwer fällt, mich dazu überhaupt aufzuraffen. Warum eigentlich nicht? Ich lasse jetzt die Bügelwäsche liegen, die rennt nicht weg. Ich beantworte die eine oder andere Mail dann morgen oder übermorgen, weil da keine davon dringlich ist. Und alles andere, was noch ansteht, es kann warten. Jetzt mache ich Pause. Und morgen auch... nichts tun, nur den Wind im Gesicht spüren und runterfahren. Morgen einen kleinen Ausflug in eine mittelalterliche Stadt, im Park dort Ruhe finden und mich danach mit unserem Mitglied Pam Metzeler, der Autorin von "Dark Way", zum Mittagessen treffen. Akkus aufladen. Mit ganz kleinen Dingen, obwohl der Schritt dahin manchmal ganz groß aussehen kann. STEP BY STEP... einen Schritt nach dem anderen. Das hatte mir meine Tante immer und immer wieder geschrieben in den ersten Monaten und Jahren nach dem Tod meines Sohnes. Nur so kann ich mich selbst wieder finden, wenn ich mich im Alltag verloren habe und mich selbst nicht mehr spüre und wahrnehme. Suchen, was helfen kann. Für heute und morgen bin ich schon mal fündig geworden. Und irgendwie freue ich mich nicht nur darauf, Pam wiederzusehen, sondern auch darauf, was mir morgen wohl so vor die Kameralinse kommen wird. Denn dann merke ich, dass ich bewusst DA bin. Und wahrnehme. Gerade jetzt so wichtig, wo ich immer wieder in Gefahr laufe, mich selbst zu verlieren. In diesem Sinne: tankt Sonne, fühlt euch lebendig so gut und intensiv wie es geht und genießt eure eigenen kleinen, wertvollen und wichtigen Pausen. Das haben wir uns alle verdient.
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